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Wie sollte das Thema Risiko bei kardiovaskulären Erkrankungen kommuniziert werden?

Allgemeinmediziner*innen können ihre Patient*innen zu Lebensstilanpassungen motivieren, wie z. B. einer nachhaltigen Gewichtsabnahme, um so das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen (CVD) zu reduzieren.1,2 Eine kardiovaskuläre Gesundheitsbewertung zu initiieren und ein Gespräch zu den Risikofaktoren zu beginnen, kann allerdings kniffelig sein. Wie können wir mit Patient*innen kommunizieren und Unterstützung auf eine Art und Weise anbieten, die zur Einhaltung eines gesünderen Lebensstils motiviert und so das kardiovaskuläre Risiko senkt?

Den Gesprächsrahmen setzen

Aktuelle Leitlinien zu kardiovaskulären Erkrankungen betonen die Wichtigkeit, Patient*innen in das Gespräch zu kardiovaskulären Risikofaktoren einzubinden.1,5

Bei einem Gespräch im Rahmen einer kardiovaskulären Gesundheitsbewertung geht es nicht lediglich über die Weitergabe von Informationen.3 Gespräche über Risiken müssen auf dem Gesundheitswissen des Patient*innen, dem Vertrauensgrad, Gefühlen und der Bereitschaft mehr zu erfahren aufbauen.3

Kardiovaskuläre Bewertungen und Aufklärung über Risiken sollten proaktiv und auf einfühlsame Art angegangen werden. Ärzt*innen sollten ihren Patient*innen dabei helfen, die verschiedenen kardiovaskulären Risiken zu verstehen und zu begreifen, was dies für sie im Einzelfall bedeutet.

Von der Aufklärung hin zur Motivierung von Patient*innen

Auch wenn kardiovaskuläre Bewertungen und Risikoaufklärung die etablierte Vorgehensweise zur Prävention und zum Schutz vor kardiovaskulären Erkrankungen sind, so bleibt die Einhaltung von Interventionen, wie Lebensstilveränderungen und medikamentöse Behandlungen, eine der größten Herausforderungen.4

Ein kürzlich veröffentlichtes Review zur besseren Einhaltung von kardiovaskulären Präventionsmaßnahmen schlägt einen ganz neuen Ansatz vor: Ein Umdenken weg  von der reinen Aufklärungen der Patient*innen hin zum Identifizieren individueller Hauptmotivationsfaktoren.4 Da es mittlerweile zum Allgemeinwissen zählt, dass Menschen mit dem Rauchen aufhören, sich mehr bewegen und weniger Fertigprodukte essen sollten, ist ein Fokuswechsel bei der Kommunikation mit Patient*innen erforderlich: Weg von dem, was sie bereits eigentlich wissen, hin zu dem, was ihnen auf persönlicher Ebene etwas bedeutet.4 Motivationstechniken zur Behandlung von Suchterkrankungen, bei denen ein "kollaborativer Konversationsstil" bei Patient*innen angewandt wird, werden immer beliebter zur Stärkung der eigenen Motivation und dem eigenen Willen, etwas zu verändern.4

Tipps von Expert*innen1,3,4,5

Grundsätze der motivierenden Gesprächsführung 6

  • Offene Fragen: So kann die Ärztin und der Arzt den Wissenstand der Patient*innen in Erfahrung bringen und die Welt durch die Augen der Patient*innen betrachten.
  • Bestätigung: Die Ärtzin und der Arzt urteilt nicht, sondern würdigt die eigenen Ressourcen der Patient*innen, um so das Selbstvertrauen für Veränderungen zu stärken.
  • Reflektion: Der Arzt hört zu und erklärt nochmals, was die Patient*innen gesagt haben. 
  • Zusammenfassung: Zusammenfassungen durch die Ärtzin und den Arzt stellen sicher, dass beide Seiten über dasselbe sprechen und die Kernpunkte noch einmal hervorgehoben werden.

Wie können Sie Ihre Patient*innen noch motivieren? 4

  • Erweitern Sie das Bewusstsein Ihrer Patient*innen, indem Sie auf die möglichen Auswirkungen kardiovaskulärer Risikofaktoren auf andere Erkrankungen, wie Demenz, Erektionsstörungen und Krebs hinweisen.
  • Thematisieren Sie in dem Gespräch auch die gesundheitliche Auswirkung auf die Angehörigen. Wie sich z. B. verbesserte Essensgewohnheiten des Einzelnen auch positiv auf die Essensgewohnheiten anderer Familienmitglieder auswirken können.
  • Übertragen Sie Ihren Patient*innen eine „Expertenrolle“, damit sie andere Betroffene ermutigen oder Patient*innen mit einer kürzlich gestellten kardiovaskulären Diagnose helfen können.
  • Betonen Sie den Mehrwert, den ein verbesserter Gesundheitszustand der Familie bringen kann.
  • Empfehlen Sie den Einsatz von Apps mit maßgeschneiderten Gesundheitsinformationen und Empfehlungen für körperliche Aktivitäten

Weitere Tipps und Ressourcen finden Sie u.a. hier: 

- Adipositas eCME und medizinische Fortbildung – Eine umfassende Sammlung

- Leitlinien

- Leitfaden für Ärzt*innen der Adipositastherapie

 

Weitere hilfreiche Ressourcen:

Training:

Um sich im Bereich Adipositas und kardiovaskuläre Erkrankungen weiter fortzubilden, können Sie sich für SCOPE e-learning registrieren und CME-akkreditierte Trainingsmodule erhalten.

Toolkits:

American College of Cardiology Communication toolkit: Improving Cardiovascular Risk Communications. Verfügbar unter: https://www.acc.org/~/media/Non-Clinical/Files-PDFs-Excel-MS-Word-etc/Tools%20and%20Practice%20Support/Risk-Communications/2%20Full%20Toolkit.pdf?la=en. Letzter Zugriff: September 2022.

Centers for Disease Control and Prevention Heart Disease Communication Toolkit: Verfügbar unter: https://www.cdc.gov/heartdisease/communications_kit.htm. Letzter Zugriff: September 2022.

Leitlinien:

European guidelines on cardiovascular disease prevention in clinical practice (2016). Verfügbar unter: https://academic.oup.com/eurheartj/article/37/29/2315/1748952. Letzter Zugriff: September 2022.

American Heart Association guidelines (2021). Verfügbar unter: https://www.ahajournals.org/doi/10.1161/CIR.0000000000000973. Letzter Zugriff: September 2022.

World Health Organization. Global atlas on cardiovascular disease prevention and control (2011). Verfügbar unter: https://apps.who.int/iris/handle/10665/44701. Letzter Zugriff: September 2022.

Referenzen

  1. Piepoli MF, Hoes A, Agewall S, et al. 2016 European guidelines on cardiovascular disease prevention in clinical practice. Eur Heart J. 2016;37:2315–81.
  2. World Health Organization. Global atlas on cardiovascular disease prevention and control (2011). Verfügbar unter: https://apps.who.int/iris/handle/10665/44701. Letzter Zugriff: September 2022.
  3. American College of Cardiology. Improving cardiovascular risk communications with your patients. 2020. Verfügbar unter: https://www.acc.org/-/media/Non-Clinical/Files-PDFs-Excel-MS-Word-etc/Tools-and-Practice-Support/Risk-Communications/1-Quick-Reference-Guide.pdf?la=en&hash=DC4E7D63FF3EF476039DADC13D0E44427172E3AA. Letzter Zugriff: September 2022.
  4. Duffy E, Ashen D, Blumenthal R, et al. Communication approaches to enhance patient motivation and adherence in cardiovascular disease prevention. Clin Cardiol. 2021; 44(9):1199–1207.
  5. Navar A, Stone N, and Martin S. What to say and how to say it: Effective communication for cardiovascular disease prevention. Curr Opin Cardiol. 2016;31(5):537–544.
  6. Motivational Interviewing Network of Trainers. Understanding motivational interviewing. Verfügbar unter: motivationalinterviewing.org/understanding-motivational-interviewing. Letzter Zugriff: September 2022.

DE23OB00070, Genehmigungsdatum: März 2023

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