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Kardiovaskuläres Restrisiko aufgrund von Adipositas

Adipositas ist eine chronische Erkrankung, die pathologische Veränderungen verursacht, die mit kardiovaskulären Erkrankungen (CVD) assoziiert werden.1 Übermäßiges und dysfunktionales Fettgewebe fördert die Entstehung von Entzündungen und anderen subklinischen CVD-Markern.2,3 Manche Entzündungsprozesse bleiben lange unentdeckt, da es keine sichtbaren Symptome für Stoffwechselerkrankungen gibt, was wiederum bedeutet, dass es für viele Patient*innen mit Übergewicht und Adipositas  eine Frage der Zeit ist, unbemerkt Stoffwechselerkrankungen und CVD zu entwickeln.4,5

Adipositas: doppelte Auswirkung auf das kardiovaskuläre Risiko

Adipositas hat sowohl direkte als auch indirekte Auswirkungen auf die Entwicklung von kardiovaskulären Erkrankungen (CVD): Es trägt direkt zur Entwicklung kardiovaskulärer Risikofaktoren, wie Bluthochdruck, Dyslipidämie, Insulinresistenz und Diabetes bei.6,7Als chronische und fortschreitende Erkrankung ist Adipositas nachweislich ein eigenständiger Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen, unabhängig von anderen Stoffwechselstörungen. 1,4,8,9

Gesunde Menschen ohne stoffwechselbedingte Risikofaktoren, wie Bluthochdruck, Dyslipidämie oder Diabetes, die allerdings übergewichtig oder adipös sind, unterliegen bereits einfach aufgrund ihres übermäßigen Körpergewichts einem erhöhten CVD-Risiko.4,8

In der Rangliste der Häufigkeit von beeinflussbaren Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen (CVD) hat ein hoher Body Mass Index (BMI) mittlerweile den Risikofaktor Rauchen überholt.6

Adipositas ist ein wichtiger beeinflussbarer Risikofaktor, der innerhalb der hausärztlichen Betreuung angegangen werden kann, um das kardiovaskuläre Risiko bei Patient*innen zu senken, den Krankheitsverlauf positiv zu verändern und gesundheitliche Probleme, wie Diabetes, Bluthochdruck und Dyslipidämie, zu mildern.10,11

Weitere Informationen zu adipositasbedingten Folgeerkrankungen erhalten Sie hier.

Übergewicht und Adipositas erhöhen das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen auch ohne bestehende Stoffwechselstörungen

Vor kurzem hat eine groß angelegte Studie gezeigt, dass jede Art von übermäßigem Körpergewicht mit einem starken Risikoanstieg für Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzversagen assoziiert wird, da ein ansteigender BMI das Gesamtrisiko für CVD verschlimmert.8

Eine Studie mit etwa 3,5 Millionen Menschen, bei denen über einen durchschnittlichen Beobachtungszeitraum von 5,4 Jahren insgesamt 165.302 kardiovaskuläre Ereignisse dokumentiert wurden, zeigte, dass Menschen mit Adipositas und ohne Stoffwechselstörungen trotzdem einem erhöhten Risiko für Herzerkrankung, zerebrovaskulärer Erkrankung und Herzversagen unterliegen im Vergleich zu Menschen, die ein reguläres Körpergewicht und keine stoffwechselbedingten Risikofaktoren haben. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, dass Ärzt*innen frühzeitig und auf angemessene Art und Weise das Thema Adipositas im Rahmen ihrer Patient*innen-Behandlung aufgreifen sollten.8

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Diese Forschungsergebnisse hinterfragen die Vorstellung, dass Menschen mit Adipositas, aber ohne Stoffwechselerkrankung als gesund eingestuft werden. Diese Ergebnisse haben gezeigt, dass Menschen mit Adipositas sehr wohl einem erhöhten kardiovaskulären Risiko unterliegen, auch wenn keine Stoffwechselerkrankung vorliegt.5,8

Adipositas zeichnet sich durch dysfunktionales Fettgewebe aus

Adipositas verändert die Funktionalität von Fettgewebe, so dass Entzündungsmarker bei Patient*innen mit Adipositas gebildet werden, wodurch systemische Entzündungen entstehen.2,3 Überschüssiges Gewicht in Form von Fett verursacht systemische Entzündungen durch die Freisetzung von proinflammatorischen Zytokinen und Chemokinen, die vom dysfunktionalen Fettgewebe produziert werden.2 Systemische Entzündungen verringern die Insulinsekretion und Glukoseaufnahme und führen dadurch zu Insulinresistenz. Sie stören auch den Abbau von Cholesterin und führen zu Plaquebildung in den Arterien, was wiederum zu Atherosklerose und einem erhöhten CVD-Risiko führt.2

Wie dysfunktionales Fettgewebe systemische Entzündungen verursacht  2

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Außerdem ist nicht jede Art von überschüssigem Gewicht gleich zu werten. Es hat sich gezeigt, dass ein relativ großer Taillenumfang, der auf größere Mengen an Bauchfettgewebe oder viszerale Adipositas hinweist, selbst ein weiterer unabhängiger Risikofaktor für CVD ist.4,12 In der Tat hat die prospektive Studie mit mehr als 7.000 Studienteilnehmern ergeben, dass ein größerer Taillenumfang mit einem erhöhten Risiko für CVD für alle BMI-Kategorien assoziiert wird, auch bei Menschen mit Normalgewicht.4

Kardiovaskuläres Restrisiko

Systemische Entzündungen spielen eine große Rolle in der Entwicklung von kardiovaskulären Erkrankungen. Dadurch erklärt sich auch, warum sogar im Falle einer optimalen medikamentösen Behandlung von Stoffwechselerkrankungen dennoch ein kardiovaskuläres Restrisiko für Patient*innen mit übermäßigem Körpergewicht bestehen bleibt.13

Es hat sich gezeigt, dass Patient*innen mit Übergewicht oder Adipositas selbst dann, wenn sie Medikamente gegen ihre kardiovaskulären Risikofaktoren erhalten, weiterhin höhere subklinische CVD-Marker aufweisen als Menschen mit Normalgewicht, einschließlich mehr Ablagerungen in den koronaren Gefäßen, einer größeren Menge der linksventrikulären Masse und einer stärkeren Verdickung der Halsschlagader.7

Trotz einer Behandlung mit neuesten, evidenzbasierten Therapien für Bluthochdruck, Dyslipidämie, Diabetes und Vorhofflimmern bleibt für Patient*innen mit Übergewicht oder Adipositas ein zusätzliches Restrisiko für kardiovaskulären Tod oder nicht-tödlichen Myokardinfarkt, tödlichen oder nicht-tödlichen Schlaganfall bestehen.2,3,14

Eine Gewichtsabnahme wird mit geringeren systemischen Entzündungen des Fettgewebes assoziiert und kann Patient*innen dabei unterstützen, das kardiovaskuläre Restrisiko zu verringern.13

Weitere Informationen zu Adipositas und CVD-Morbidität und -Mortalität finden Sie hier

Referenzen

1.      Bray G, Kim K, Wilding J, et al. Obesity: a chronic relapsing progressive disease process. A position statement of the World Obesity Federation. Obes Rev. 2017;18:715–723.

2.      Yao L, Herlea-Pana ), Heuser-Baker J, et al. Roles of the chemokine system in development of obesity, insulin resistance, and cardiovascular disease. J Immunol Res. 2014;2014:181450.

3.      Chait A and den Hartigh L. Adipose tissue distribution, inflammation and its metabolic consequences, including diabetes and cardiovascular disease. Front. Cardiovasc. Med. 2020;7. Doi: 10.3389/fcvm.2020.00022.

4.      Lassale C, Tzoulaki I, Moons K, et al. Separate and combined associations of obesity and metabolic health with coronary heart disease: a pan-European case-cohort analysis. Eur Heart J. 2018;39(5):397-4.

5.      Soriguer F, Gutierrez-Repiso C, Rubio-Martin E, et al. 2013. Metabolically health but obese, a matter of time? Findings from the prospective Pizarra study. J Clin Endocrinol Metab. 98(6);2318–2325.

6.      Global Burden of Cardiovascular Diseases and Risk Factors, 1990–2019. J Am Coll Cardiol. 2020 Dec.76(25)2982–3021. Doi: 10.1016/j.jacc.2020.11.010.

7.      Burke GL, Bertoni A, Shea S, et al. The impact of obesity on cardiovascular disease risk factors and subclinical vascular disease. Arch Intern Med. 2008;168:928–35.

8.      Caleyachetty R, Thomas G, Toulis K, et al. Metabolically Healthy Obese and Incident Cardiovascular Disease Events Among 3.5 Million Men and Women. J Am Coll Cardiol. 2017;70:1429–37.

9.      Powell-Wiley TM, Poirier P, Burke LE, et al. Obesity and cardiovascular disease: A scientific statement from the American Heart Association. Circulation. 2021 May;143(21):e984-e1010. DOI: 10.1161/cir.0000000000000973. PMID: 33882682; PMCID: PMC8493650.

10.   Piepoli MF, Hoes A, Agewall S, et al. 2016 European guidelines on cardiovascular disease prevention in clinical practice. Eur Heart J. 2016;37:2315–81.

11.   WHO. Prevention of CVD Guideline.2007. Verfügbar unter: https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/43787/9789241547260_eng.pdf. Letzter Zugriff: September 2022.

12.   Balkau B, Deanfield J, Despres J-P, et al. A study of waist circumference, cardiovascular disease, and diabetes mellitus in 168,000 primary care patients in 63 countries. Circulation. 2007;116:1942–51.

13.   Khafagy R and Dash S. Obesity and cardiovascular disease: the emerging role of inflammation. Front. Cardiovasc. Med.2021;8:768119.

14.   Lawler P, Bhatt D, Godoy L, et al. Targeting cardiovascular inflammation: next steps in clinical translation. Eur Heart J. 2021;42:113–131.

DE23OB00070, Genehmigungsdatum: März 2023

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